Sozialraum- und Bedarfsanalyse

Die Grundlage der Arbeit in Hessischen Familienzentren ist die kontinuierliche Analyse des Sozialraums und die bedarfsgerechte Entwicklung von Angeboten, die den Bedürfnissen der Menschen im jeweiligen Sozialraum gerecht werden. Doch wie lässt sich der Sozialraum eines Familienzentrums definieren? Wie können wir gezielt unsere Zielgruppen erreichen und herausfinden, welche Angebote notwendig sind, um deren Bedürfnisse im Sozialraum zu decken?

In der Praxis gibt es verschiedene Methoden, den Sozialraum zu analysieren: Stadtteilbegehungen, Gespräche mit Eltern, Kinderkonferenzen, Interviews mit Schlüsselpersonen, Umfragen per Fragebogen oder auch die Einrichtung eines „Wunschkastens“ sind nur einige Beispiele. Einen fundierten Methodenkoffer mit wissenschaftlich fundierten Verfahren zur Sozialraumanalyse und -erforschung finden Fachkräfte auf der Plattform sozialraum.de.

Doch die zentrale Frage bleibt: Wie lässt sich der Sozialraum eines Familienzentrums konkret definieren? Eine klare Antwort auf diese Frage gibt es nicht, da Sozialräume in ihrer Komplexität nicht abschließend festgelegt werden können. Vielmehr kommt es auf die Perspektive an, aus der der Sozialraum betrachtet wird. Für Familienzentren sind insbesondere die folgenden Perspektiven von Bedeutung:

Perspektiven des Sozialraums: Verwaltung, Fachkräfte und Familien

Während Verwaltungseinrichtungen den Sozialraum häufig aus einer territorialen Perspektive heraus betrachten – das heißt in fest definierten geographischen Gebieten – richten Fachkräfte ihren Fokus auf die Zielgruppen, deren Interaktionen und Kooperationen. In diesem Zusammenhang betrachten Fachkräfte den Sozialraum eher als „relationalen Raum“, der durch zwischenmenschliche Beziehungen und Netzwerke geprägt ist. Die Perspektive der Familien im Sozialraum weicht hiervon ab. Sie erleben ihren Sozialraum als einen interaktionsbedingten Raum, der in erster Linie durch ihre Lebenswelt, ihren Alltag und ihre subjektive Logik bestimmt wird.

Sozialraumanalyse als Abbildung des Ist-Zustands

Die Sozialraumanalyse dient dazu, den aktuellen Zustand der Lebens- und Rahmenbedingungen im Sozialraum zu erfassen. Ein wichtiger Aspekt dieser Analyse ist, dass der Sozialraum immer aus der individuellen Perspektive der beteiligten Akteure betrachtet werden muss, sodass es keine universellen Vorgaben oder den „besten Weg“ gibt. Neben statistischen Daten wie etwa Alters- und Geschlechtsverteilung der Bewohner sind auch die sozialen, technischen und grünen Infrastrukturen ein wichtiger Bestandteil der Analyse. Dazu zählen Informationen über Verkehrsanbindungen, Gesundheitsversorgung, Parks, Kindertagesstätten, Einkaufsmöglichkeiten, Vereine und viele weitere Faktoren. Darüber hinaus können auch subjektive Wahrnehmungen, wie etwa das Image des Stadtteils oder Probleme wie Kriminalität, erfasst werden.

Von der Sozialraumanalyse zur Bedarfsanalyse

Nachdem der Ist-Zustand des Sozialraums durch die Analyse abgebildet wurde, folgt die Feststellung der konkreten Bedarfe im Sozialraum. Die Bedarfsanalyse ist ein wesentlicher Schritt, um passgenaue Angebote im Familienzentrum zu entwickeln und den Soll-Zustand des Sozialraums zu definieren. In Zeiten der Digitalisierung wird zunehmend auf digitale Befragungen zurückgegriffen. So können Familien beispielsweise über QR-Codes an der Befragung teilnehmen. Wie bereits bei der Sozialraumanalyse, sind auch bei der Bedarfsanalyse die spezifischen Fragestellungen von den jeweiligen Rahmenbedingungen abhängig und lassen sich nicht pauschalisieren. Ein praxisnahes Beispiel für eine Bedarfsanalyse finden Fachkräfte auf sozialraum.de, wie etwa den Fragebogen zur Bedarfsanalyse in der „Lenzsiedlung“ in Hamburg, der auf Seite 28 einsehbar ist.

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